Technische Daten
Hersteller: BMAG
Typ: WR200B14
Fabrik-Nr.: 11395
Baujahr: 1941
Motor: urspr. MAN W6V17,5/22
Motor-Nr.: unbekannt
Leistung: 200 PS
Motordrehz.: ca. 1000 U/Min
Höchstgeschw.: 60 km/h
Länge ü. Puffer: 8000 mm
Dienstgewicht: urspr. 23,7 t
Bremse: Druckluftbremse (Knorr)
Getriebe: Voith-Turbo-Getriebe
Lebenslauf unserer zweiten V20
Ein lang gehegter Wunsch der Almetalbahner kann durch den Ankauf der Diesellok „DL 261“ vom VBV in Braunschweig endlich in Erfüllung gehen: V20 im Doppellokbetrieb!
Seit 1980 befindet sich schließlich mit der „V20022“ (VL 6) eine bauartgleiche Maschine im Vereinseigentum. Das besondere an der ehemaligen Wehrmachtsbaureihe „WR 200 B14“ besteht unter anderem in der Möglichkeit, zwei Lokomotiven Führerhaus an Führerhaus zu kuppeln und mittels einer Übertragungswelle von einem Führerstand aus fahren zu können. Die Überstiegsmöglichkeit von einem Führerstand zum anderen (bestimmte Dinge wie z.B. die Fahrrichtung mussten weiterhin getrennt umgelegt werden) war gewährleistet durch in die Rückwand eingebaute Stirntüren und zugehörige Übergänge. So zusammengekuppelt entstand eine ca. 400 PS starke Doppellok, die jedoch bei Bedarf jederzeit getrennt werden konnte, was eine höhere Flexibilität ermöglichte. Bekannt sind derartige Doppellokeinsätze beim Afrikakorps.
VL 12 verschlug es glücklicherweise nicht an derart entlegene Kriegsschauplätze. Die Maschine wurde 1941 als eine von insgesamt 10 durch die „Berliner Maschinenbau AG“ (BMAG) gebauten Fahrzeugen dieses Typs in Dienst gestellt. Einsatzort war die Heeres Muna in Zeven. Hier versah die Lok den Verschiebedienst auf dem Munagelände. 1945 wurde sie von der „Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn“ (BOE) übernommen und hier im Streckendienst eingesetzt. Ab 1949 folgten für die inzwischen als „DL 261“ eingereihte Lok sogar Personenzugeinsätze auf Bundesbahnstrecken (bis Bremen Hbf)! Überliefert ist, dass wiederholt sowohl der „MAN W6V 17,5/22“-Motor, als auch die Voith-Maurer-Kupplung auf Grund von Schäden ausfielen.
1961 verkaufte man schließlich „DL 261“ an die „Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn“ (LSE). Hier sollte sie zwei Hanomag-Dampfloks im Rangier- und Streckendienst ersetzen. Zuvor jedoch erhielt sie jedoch einen jungen Deutzmotor vom Typ „A12L714“ (12 Zylinder V- Motor, luftgekühlt!). Im Gegensatz zu seinem Vorgänger war dieser Motor mit 1500-2800 upm kein Langsamläufer. Das Getriebe wurde deshalb entsprechend angepasst. 1962 wurde die so umgebaute Lok in Betrieb genommen. Einsätze bestanden in Rangierarbeiten in Lüchau Süd und ab und an Streckendienst im Güterverkehr,
der ansonsten jedoch durch einen der zwei vorhandenen Vorkriegstriebwagen mit übernommen wurde. 1969 wurde die LSE stillgelegt.
1972 kauften die Gründungsmitglieder der neugegründeten „Arbeitsgemeinschaft historische Eisenbahn e.V.“ einen der beiden Triebwagen der LSE, einen Wismarer Schienenbus vom Typ „Hannover“ (AHE Nr. 20). Er wurde im November 1972 in Lüchau Süd verladen. Auf den Bildern dieser Verladeaktion sieht man im Hintergrund vor dem Lokschuppen die abgestellte „DL 261“. Damals hätte man sich kaum träumen lassen, dass auch diese Maschine eines Tages zur Almetalbahn gelangt…
Zunächst wurde die Lok jedoch bis 1974 weiter für die Bedienung der fünf Gleisanschlüsse in Lüchau Süd eingesetzt. Danach sollte sie eigentlich eine Hauptuntersuchung erhalten und wurde zur OHE geschleppt. Durch einen Bedienungsfehler des Personals erlitt die Lok einen Getriebeschaden am Wendegetriebe. Von einer Instandsetzung wurde in Anbetracht des Alters und der vergleichsweise geringen Leistungsfähigkeit der Maschine abgesehen. Lediglich den relativ neuen Deutzmotor baute man aus und verkaufte ihn als Einzelteil weiter. Die nun motorlose Lokomotive blieb abgestellt und ging im Jahr 1980 in das Eigentum der „Braunschweigischen Landes-Museums-Eisenbahn“ (heute VBV) über.
An eine Aufarbeitung wurde auch hier offensichtlich nicht gedacht, lediglich an eine Verwendung als Ersatzteilspender für die ebenfalls vorhandene „V20 035“. So fristete die Lok etwa ein Vierteljahrhundert lang ein trauriges Dasein.
Im Herbst 2003 bot der VBV die Maschine zum Kauf an. Die „Arbeitsgemeinschaft Historische Eisenbahn e.V.“ konnte sich gegen die Mitbewerber durchsetzen und erhielt zu angemessenen Konditionen den Zuschlag. Die Maschine wurde daraufhin durch das Vereinsmitglied Michael Börngen käuflich erworben und sollte grundsätzlich betriebsfähig aufgearbeitet werden. Ein passender Ersatzmotor war unterdessen auch organisiert worden. Da die optische und technische Aufarbeitung in Almstedt – Segeste aus Altersgründen nicht mehr zu erwarten ist, hat sich der Eigentümer von der Lokomotive im Juni 2024 getrennt. Die Lokomotive wurde von zwei Vereinsmitgliedern erworben, die eine betriebsfähige Aufarbeitung planen.