Technische Daten
Typ: Gh (ab 1951 Gh 02)
Hersteller: Wegmann & Co, Cassel
Baujahr: 1897
Fabrik-Nr.: 7007
Eigengewicht: 10140 kg
Tragfähigkeit: 17500 kg
Ladelänge: 7920 mm
Ladebreite: 2750 mm
Ladefläche: 21,8 qm
Anzahl der Achsen: 2
Achsstand: 4500 mm
Länge ü. Puffer: 9600 mm
zul. Höchstgeschw.: 65 km/h
Bremse: Handbremse, Luftleitung
Federgehänge: Laschen
Lebenslauf unseres Gh02 „Posen“
Unser Güterwagen wurde 1897 von Wegmann & Co in Kassel für die Königlich Preußische Eisenbahnverwaltung (KPEV) gebaut. Die Bauart der Schiebetüren deutet darauf hin, daß der Wagen noch nach der ersten preußischen Musterzeichnung IIb3 von 1891 für Wagen von 15 t Ladegewicht gebaut wurde. Er besitzt die Reste eines hochliegenden Bremserhauses, eine Luftleitung sowie eine durchgehende Dampfheizleitung für den Einsatz in Reisezügen.
Als Folge der Ersten Weltkrieges musste das Deutsche Reich ab 1919 zahlreiche Eisenbahnfahrzeuge als Reparationsleistung an Polen abgeben. Auch unser Wagen befand sich darunter und wurde bei den Polnischen Staatseisenbahnen (PKP) unter dem Serienzeichen „Kd“ für Wagen mit 15 t Ladegewicht geführt.
Mit der Besetzung Polens 1939 kam der Wagen zur Deutschen Reichsbahn. Zuerst wurden die polnischen Anschriften beibehalten und durch den Schriftzug „Deutsch“ ergänzt. 1940 wurden diese Fahrzeuge mit Anschriften der Deutschen Reichsbahn versehen. Die Wagen der Bauart Gh waren bei der Deutschen Reichsbahn den Gattungsbezirken „Hannover“ und „Stettin“ zugeordnet. Die gedeckten Güterwagen der einverleibten PKP, die als Reparationsleistung an Polen gelangt waren, wurden jedoch dem Bezirk „Posen“ zugewiesen, nachdem die ehemalige Direktion Posen 1939 wiedergegründet worden war. Unser Wagen erhielt die Bezeichnung „Posen 22685“.
1946 fand sich der Wagen kriegsbeschädigt im Bf Hattorf abgestellt. Das Reichsbahn-Zentralamt Göttingen bot den Wagen der „Ilmebahn“, Einbeck, die einen Stückgutwagen für den Pendelverkehr zwischen Einbeck und Dassel benötigte, zum Kauf an. Sie erwarb den Wagen für 1500 Reichsmark. Am 23.07.1946 traf er in Einbeck ein und erhielt die Nr. Gh 151.
Zunächst waren die Schäden zu beseitigen. Unter anderem war das Dach offenbar so stark beschädigt, dass es inklusive der Dachspriegel und der Dachschalung erneuert werden musste. Die ursprünglich aus Eichenholz bestehenden Spriegel wurden dabei vermutlich aus Kostengründen aus sägerauhem Nadelholz ausgeführt, ebenso die Dachschalung. Es ist jedoch anzunehmen, dass der Wagen das Bremserhaus erst zu einem späteren Zeitpunkt verlor, da im Bereich, in dem das Bremserhaus auf dem Dach aufsaß, die originalen Spriegel, sowie die Dachschalung erhalten geblieben sind. Aufgrund der Bildung von gemischten Personen- und Güterzügen bei der „Ilmebahn“ erhielt der Wagen zusätzlich eine durchgehende Dampfheizleitung.
1968 wurde der Wagen bei der „Ilmebahn“ letztmalig untersucht. Nach dem Ausscheiden aus dem regulären Verkehr wurde er noch etliche Jahre lang als Lager für Gleisbaumaterial in Einbeck abgestellt genutzt.
1999 endlich konnte er zusammen mit einem Niederbordwagen (GW 61) erworben und zum Museumsbahnhof Almstedt – Segesete überführt werden. Im Jahr 2012 wurde er durch ein aus Einbeck stammendes Vereinsmitglied käuflich erworben. 2013 wurde aufgrund des desolaten Zustands die wetterseitige Schiebetür unter Wiederverwendung der alten Beschlagteile komplett rekonstruiert. Mit der umfangreichen Aufarbeitung wurde 2017 begonnen. Neben der vollständigen Erneuerung der Verbretterung mussten auch diverse Metallarbeiten an den Aufbauten durchgeführt werden. Im Jahr 2019 ist die Aufarbeitung vorläufig abgeschlossen, mittelfristig ist die Rekonstruktion des Bremserhauses und Aufarbeitung des Fahrwerkes angedacht. Im Jahr 2022 wurde begonnen, die Beschriftung aus der Zeit der PKP (Polnischen Eisenbahn) zu rekonstruieren. Bereits parallel war das Fahrwerk Konservierungs- und Lackierarbeiten unterzogen worden.