„Hubi“ im Jahre 2008 auf dem Museumsbahnhof vor dem Lokschuppen, C. Dieckow

Technische Daten

(Angaben Oberwagen in Klammern)
Typ: HL 16 (Atlas 1302)
DB-Nr.: 971535019 12 – 9
Hersteller: Windhoff / Rheine (Atlas Weyhausen KG)
Baujahr: 1974
Fabrik-Nr.: ?
Motor: KHD F6L 413 (F4L 912)
Leistung: 164 PS (60 PS)
Motor – Nr.: 5 389 406
Dienstgewicht: 19 t
Höchstgeschw.: 80 km/h
Länge ü. Puffer: 8400 mm
Bremse: Druckluftbremse
Getriebe: Schaltgetriebe
Antriebsart: Gelenkwelle

Lebenslauf unseres Gleishubladers

Unterhaltung und Sanierung der Infrastruktur spielen seit Beginn der Eisenbahn eine sicherheitstechnisch wichtige Rolle.
Um die ohnehin schwere körperliche Arbeit zu erleichtern, wurden für die noch junge Bundesbahn spezielle Arbeitsfahrzeuge entwickelt,
mit denen Gleisbauarbeiten durchgeführt oder Material zu den Baustellen gebracht und dort auf- und abgeladen werden konnte.
Ein Vertreter dieser ersten Generation von sogenannten Rottenkraftwagen (oder „SKL“ für SchwerKleinLastfahrzeug) ist in der Sammlung mit DF 64 vertreten.
Ab den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden parallel zu der Entwicklung von Zweiwegebaggern (DF 78 und DF 81) Schienenfahrzeuge mit aufgesetzten Baggeroberwagen entwickelt.
Da sich im Gegensatz zum heutigen Bahn-Konzern die damalige Bundesbahn noch als betriebstechnisch geschlossenes System verstand, welches auch seine Instandhaltungsarbeiten logistisch über die Schiene abwickelte, erschien es durchaus sinnvoll, eine Art Gleisbagger zu entwickeln. Durch seine Höchstgeschwindigkeit 80 km/h war dieser in der Lage, auch auf Hauptstrecken schnell zwischen zwei Zügen den Einsatzort zu wechseln.
Gleichzeitig wies er die für einen herkömmlichen Hydraulikbagger typischen Eigenschaften auf. Die offizielle Bezeichnung für diesen Fahrzeugtyp lautet „Gleishublader“.
Die Rheiner Maschinenfabrik Windhoff AG lieferte derartige Fahrzeuge unter der Typenbezeichnung „HL 16“. Der „HL16“ besteht aus einem Fahrgestell und einer darauf seitlich angeordneten Führerkabine, die auch zwei weiteren Personen Platz zur Mitfahrt bietet. Auf dem Heck ist ein Oberwagen des Atlasbaggers Typ 1302 montiert. Dieser ist mit einem Spezialausleger ausgestattet, welcher eine seitliche Ankippung des Arms erlaubt. Auf dieses Weise ist eine Bearbeitung von Böschungen komfortabel möglich. Das Fahrzeug kann entweder über die Führerkabine angetrieben werden (Schaltgetriebe und Antrieb über Fahrwerksmotor für Überführungsfahrten) oder im Kriechgang über den Hydraulikmotor des Oberwagens im Arbeitsbetrieb (Schrittgeschwindigkeit). Hierzu hat das 6-Gang Schaltgetriebe zwei Welleneingänge.
Oberwagen und Kabine wurden ursprünglich mit dem selben Schlüssel geschaltet, sodass nur ein Antrieb gleichzeitig aktiv sein konnte.
Nachteilig wirkte sich das Fehlen einer kippbaren Ladefläche aus, sodass der Hublader sehr auf die reinen Baggerarbeiten beschränkt war und zum Materialtransport einen weiteren Wagen mitführen musste. Aus diesem Grund wurde der „HL 16“ bereits nach kurzer Zeit durch die größere und vielseitiger verwendbare, da mit größerer Kabine und kippbarer Ladefläche ausgestattete „VG 17“ (Vielzweckgleisbaumaschine) verdrängt.
Im Zuge der Umstrukturierung der Bahn werden heute die meisten kleineren Reparaturarbeiten an der Infrastruktur von der Straße aus erledigt, um Trassengebühren zu sparen. Insofern kommen demzufolge fast ausschließlich Zweiwegebagger zum Einsatz.

Unser Fahrzeug wurde im Jahr 1974 von der Firma Windhoff gebaut und kam zum Gleisbauhof Hannover, von wo aus es intern als „HL 3“ unter der Betriebsnummer 97 1535019 12-9 im gesamten Großraum Hannover eingesetzt wurde. Die Außerdienststellung erfolgt im Jahr 1999, danach stand das Fahrzeug jahrelang Witterung und Vandalismus ausgesetzt im Außenbereich des Gleisbauhofes in Leinhausen. Schließlich konnte es vom Verein erworben und im Herbst 2007 nach Almstedt transportiert werden.
Inzwischen sind bereits umfangreiche technische und optische Arbeiten durchgeführt worden, sodass das Fahrzeug wieder eingesetzt werden kann.

Im Jahr 2019 kam das Fahrzeug zu ganz besonderen Ehren: Die Fa. Atlas lieh sich das Fahrzeug im Rahmen ihrer Feierlichkeiten zum 100. Firmenjubiläum. In diesem Zuge erfolgten auch einige Instandsetzungen an dem Fahrzeug für die wir der Fa. Atlas ausdrücklich danken!