Die Anfänge in den 1970er Jahren
Die Arbeitsgemeinschaft historische Eisenbahn e. V. wurde im Jahr 1972 von 7 Eisenbahnfreunden gegründet. Der Sitz des Vereins war zunächst der Bahnhof Bodenburg, wo von der Bundesbahn ein Abstellgleis angemietet werden konnte. Außerdem konnten später Fahrzeuge vor dem ehemaligen Lokschuppen abgestellt werden, wo sie sich den Platz mit Kleinloks, Draisinen und Klv 51 der damaligen Bahnmeisterei teilten. Das erste vereinseigene Fahrzeug war der ehemalige 4.Klasse Wagen (AHE PW 30).
In den folgenden Jahren wurden seltene Eisenbahnfahrzeuge aus der gesamten Bundesrepublik zusammengesammelt. Auf den Abwrackgleisen in Blankenstein und ähnlichen Verschrottungsorten waren in den siebziger Jahren noch manche Schätze zu finden, oft sogar noch in relativ gutem Zustand. Mehr als einmal gelang es, ein Fahrzeug buchstäblich in letzter Sekunde vor der Verschrottung zu retten. Der Transport erfolgte zumeist auf dem „kleinen Dienstweg“ per Bahn nach Bodenburg. Finanziert wurde das Ganze durch vereinsinterne Spendenaktionen. Das Vereinsziel war von Anfang an die Erhaltung alter Eisenbahnfahrzeuge und Einrichtungen. Nachdem zunächst noch nicht klar war, wo die gesammelten Fahrzeuge auch eingesetzt werden könnten, erschloss sich 1976 die Möglichkeit, die „Hausstrecke“ Bodenburg – Sibbesse von der DB zu übernehmen.
Damit war die AHE der erste Verein mit vereinseigener Strecke in der gesamten Bundesrepublik Deutschland.
Nach dem Erwerb der Strecke wurde der Vereinsmittelpunkt in den Bahnhof Almstedt-Segeste verlegt. Mehr dazu im Artikel „Museumsbahnhof“.
Seit 1976 wurden Fahrten mit dem vereinseigenen VT 95 samt VB 95 durchgeführt. Im gleichen Jahr wurde die Dampflok T3 (AHE DL 16) von der Zuckerfabrik Euskirchen nach Bodenburg überführt. Mit ihr und 3 Personenwagen fanden ab 1978 die beliebten Museumsbahnfahrten im Almetal zwischen Bodenburg und Sibbesse statt.
In den nächsten Jahren wurde der Fahrzeugbestand kontinuierlich erweitert. Sämtliche bei der AHE vorhandene und vorhanden gewesene Fahrzeuge können unserer Fahrzeugliste entnommen werden.
Die 1980er Jahre - Fahrten prägen das Vereinsleben
1983 wurde der noch in DB – Eigentum befindliche Abschnitt zwischen Streckenkilometer 5,05 und Sibbesse zugunsten der kreuzenden Neubaustrecke verkauft und kurz darauf abgerissen. Für die AHE ergab sich damit die Notwendigkeit eines Bahnhofsausbaus in Almstedt – Segeste, der ab 1984 erfolgte.
Seit 1985 fanden an Betriebstagen auch außerhalb der vereinseigenen Strecke Fahrten statt, so dass regelmäßig zusätzlich bis zum nächsten DB-Bahnhof Bad Salzdetfurth gefahren wurde. Hier konnte die AHE mit einem zu damaligen Zeiten einzigartigen 3-Zugbetrieb aufwarten: Zwischen Bad Salzdetfurth und Bodenburg mit der V20 (AHE VL 6) und zwei Personenwagen, in Bodenburg erfolgte der Umstieg in den dampfbespannten Personenzug und schließlich in Almstedt der Umstieg in den VT 95, mit dem bis zum Streckenendpunkt bei km 5,05 gefahren wurde.
Der Verein unternahm mit seinen Fahrzeugen auch öfter Exkursionen, so Anfang der 1980er Jahre zwischen Herzberg (Harz) und Walkenried, 1984 zum hundertjährigen Jubiläum des Bahnhofs Hildesheim, zum 140 jährigen Jubiläum der Eisenbahndirektion Hannover oder 1985 zum Dampflokfest nach Wittingen. Später erfolgten noch Fahrten auf der Strecke Kreiensen-Kalefeld und Derneburg-Seesen.
Die 1990er Jahre - vorläufige Einstellung des Publikumsfahrbetriebs und Geburtsstunde der Bahnhofsfeste
Anfang der neunziger Jahre waren allerdings die Publikumsfahrten auf der Almetalbahn bis auf weiteres beendet: Trotz permanent durchgeführter Sanierungsarbeiten konnte den faulenden, meist noch aus den 1920er Jahren stammenden Schwellen nicht mehr Herr geworden werden. Der Personenverkehr Richtung Bodenburg musste bis auf Weiteres eingestellt werden.
Da eine zügige Sanierung aus Kostengründen nicht abzusehen war, mußte das bisherige Betriebskonzept, das primär auf einem Fahrbetrieb beruhte, erweitert werden. Dabei wurde der langfristige Schwerpunkt des Fahrbetriebes um Aktionen auf dem inzwischen fast fertig umgestalteten Bahnhof Almstedt – Segeste ergänzt.
Innerhalb des Bahnhofs durften weiterhin Fahrten mit Personenbeförderung stattfinden. Eigens hierfür war mit dem Land Niedersachsen und der niedersächsischen Landeseisenbahnaufsicht eine dauerhafte Betriebserlaubnis ausgearbeitet worden. Statt der bisherigen Betriebstage fanden ab 1994 dreimal im Jahr Tage der offenen Tür im Bahnhof Almstedt statt. Neben einem vielfältigen Rahmenprogramm wird den Besuchern dabei auch die Möglichkeit zur Führerstandsmitfahrt geboten. Diese Bahnhofsfeste gleichen kleinen Zeitreisen und erfreuen sich daher großer Beliebtheit und bieten gegenüber einem konventionellen Fahrbetrieb den Vorteil, daß den Besuchern im Bahnhofsbereich ständig etwas geboten wird und nicht nur in dem Moment, wenn gerade ein Zug einfährt. Auch für die Zukunft ist geplant, an dem Bahnhofsfestkonzept als eine tragende Säule festzuhalten.
Die 2000er Jahre - Wiedererrichtung von Strecke und Reparatur des Langkessels
Ab 2002 konnte das Konzept der Bahnhofsfeste wieder mit Fahrbetrieb auf dem frisch und in Eigenleistung sanierten Streckenabschnitt Richtung westlichem Endpunkt kombiniert werden. Des Weiteren war der Wunsch enstanden, die Gleisanlagen im Museumsbahnhof zu erweitern. Nachdem der Fokus erst auf der Ostseite des Bahnhofgeländes lag, ermöglichte der Ankauf eines Grundstücks vom benachbarten Landhandel auf der Westseite des Bahnhofes bessere Möglichkeiten zu notwendigen Erweiterung: dort sollen drei Abstellgleise, sowie eine Doppelweiche und eine Doppelkreuzungsweiche entstehen. Hierdurch würde einerseits eine interessante Gleisanlage geschaffen und andererseits der derzeitige Engpass für Abstellmöglichkeiten der Museumsfahrzeuge beseitigt werden.
Abgesehen davon lag in dieser Zeit der Schwerpunkt auf der detailgetreuen Wiederherrichtung einiger Vereinsfahrzeuge, um auch künftige Generationen an der Eisenbahnromantik der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts teilhaben zu lassen.
Mit der im Mai 2006 erfolgten Wiederinbetriebnahme der Dampflok T3 „Schunter“, die seit 1999 wegen eines Langkesselschadens außer Betrieb war, konnte ein wichtiger Meilenstein erreicht werden. Sie bewältigte wieder zuverlässig den Personenzugverkehr zum Haltepunkt Segeste – Grillplatz und begeisterte auf Führerstandsmitfahrten.
Die 2010er Jahre - Ausweitung der Bahnhofsfeste und konkretere Projektverfolgung
Die in den 2000er Jahre projektierte Erweiterung der Gleisanlagen im Museumsbahnhof wurde ab 2014 konkret umgesetzt. Zunächst wurde das Umfahrgleis, das noch aus leichten Schienenprofilen der „preuß. Form 6“ bestand gegen altbrauchbares Gleismaterial in der deutlich stärkeren Form S49 getauscht. Damit abschließend wurde 2016 die Doppelweiche eingesetzt und der Anschluss zum Stammgleis wieder hergestellt. Nach der 2020 eingegangenen baubehördlichen Genehmigung für die Errichtung der weiteren Gleisanlage wurde im Jahresverlauf mit dem Ausbau der Anlage begonnen. Mit einer Fertigstellung des Gesamtensembles wird im Jahr 2021 gerechnet.
Bis zum Frühjahr 2016 stand Lok „Schunter“ zuverlässig unter Dampf. Einige Rauchrohre kündigten sich dann für den ca. alle 10 Jahre erforderlichen Wechsel an. Da im Jahr 2017 die Kesselfrist auslaufen würde und ohne intensivere Reparaturarbeiten am Stehkessel keine Fristverlängerung erfolgen würde, wurde aus wirtschaftlichen Gründen (ein Satz Rauchrohre kostet incl. Einbau etwa 20.000 EUR) auf den Tausch der Rohre verzichtet. Stattdessen wurde unsere Dampflok aus dem aktiven Einsatz genommen. Um die Kosten für die notwendige Stehkesselreparatur tragen zu können, wurde die Mittelakquise professionalisiert. Der Erfolg war, dass wir mit unserem Anliegen fast überall auf offene Ohren trafen. Somit war die Finanzierung wesentlicher Punkte der Kesselreparatur nach einem für Museumsbahner überschaubaren Zeitraum von gut 2 Jahren ab Außerbetriebsetzung gesichert. Nach Klärung der letzten denkmalrechtlichen Auflagen konnte dann im November 2019 der Auftrag an den Kesselbauer erteilt werden. Derzeit ist davon auszugehen, dass „Schunter“ spätestens 2021 wieder im Almetal dampfen wird.
Parallel wurde das Konzept der Bahnhofsfeste in Details verfeinert. U.a. erfolgten wiederkehrende Besuche von Mitgliedern der Siegfried-Grösche-Stiftung mit ihren interessanten, historischen Straßenfahrzeugen und von Landmaschinenclubs. Ebenfalls wurden mehrere Konzerte und Seminare erfolgreich durchgeführt, die zeigten, dass auf einem kleinen Bahnhof nicht nur Eisenbahn möglich ist. Auch im Jahr 2020 konnten in Abstimmung mit den Behörden durch eine Anpassung des Bahnhofskonzeptes auf ein neu geschaffenes Fahrtagskonzept trotz der Corona-Pandemie Veranstaltungen stattfinden.
Diese Beispiele zeigen, dass die AHE konsequenter in der Projektdurchführung geworden ist und sich als ein guter Partner für andere Institutionen etabliert und einen konstruktiven Umgang mit Herausforderungen lebt.
Es gibt also viel zu tun bei der AHE! Wir würden uns freuen, wenn auch Sie einmal an einem Veranstaltungstag mit auf Zeitreise gehen und wir Sie mit unserem Schaffen begeistern dürfen! „Verkehrshistorische Vergangenheit in der Gegenwart für die Zukunft bewahren“ ist unser Motto – begleiten auch Sie uns in ein neues Jahrzehnt!